Ratsinformationssystem
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Beschlussvorschlag:
Bei einer Fortschreibung des Nahverkehrsplans der Stadt Leipzig wird die dann aktuelle technologische Entwicklung bewertet und berücksichtigt.
Räumlicher Bezug:
Gesamtes Stadtgebiet.
Beschreibung des Abwägungsprozesses:
Entfällt.
I. Eilbedürftigkeitsbegründung
Entfällt.
II. Begründung Nichtöffentlichkeit
Entfällt.
III. Strategische Ziele
Das Straßenbahnnetz der Stadt Leipzig ist eine wichtige Säule des Öffentlichen Personennahverkehrs und damit Nachhaltiger Mobilität und leistungsfähiger technischer Infrastruktur.
IV. Sachverhalt1. Begründung
Der Verwaltungsstandpunkt wurde unter Verwendung einer Zuarbeit der LVB erstellt.
Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung werden auch im Bereich der Mobilität neue Technologien und Produkte marktfähig, insbesondere die Automatisierung von Verkehr wird voraussichtlich das Bild auf unseren Straßen verändern. Aber auch sich ändernde (Nutzungs-)Ansprüche – auch an den Verkehrsraum – im Zusammenhang mit der wachsenden Stadt und sich weiter entwickelnden Rahmenbedingungen gilt es, zukünftig untereinander abzuwägen bzw. zu vereinen. So nehmen bspw. Klimaschutz und Lebensqualität immer mehr an Bedeutung zu.
Diese Entwicklung erfordert eine effizientere Nutzung der verfügbaren Infrastruktur, auch der Gleisinfrastruktur. Diverse internationale und nationale Studien, z. B. die MEGAFON-Studie der Universität Stuttgart (Prof. Markus Friedrich, 2017), weisen nach, dass in Großstädten eine Mobilität allein mit kleinen Fahrzeugeinheiten im Sinne eines Ride-Sharing zum Verkehrskollaps führt. Schon allein aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass auch künftig Investitionen in einen leistungsfähigen Schienenverkehr und damit auch in ausreichend große und komfortable Fahrzeuge getätigt werden, auch wenn die aktuelle Pandemie-Situation zumindest temporär flexible Anpassungen erfordert.
Nur große Fahrzeugeinheiten mit entsprechender Fahrgastkapazität führen überhaupt zu einer Effizienz eines infrastrukturbasierten Spurführungssystems. Für einen Einsatz kleiner oder kleinster Fahrzeugeinheiten im nachfragegesteuerten und massenhaften Betrieb ist die gegebene Infrastruktur derzeit nicht geeignet und generell zu hinterfragen. Bestehende Knoten, Haltestellenanlagen oder Weichen sind hierfür nicht ausgelegt und die Möglichkeiten zur Linienführungsanpassung sind im derzeitigen Gleisnetz limitiert. Schienenfahrzeuge sind angesichts ihrer aus Wirtschaftlichkeitsgründen notwendigen Größe und ihrer Restriktionen durch die begrenzte Infrastruktur grundsätzlich nicht für einen flexiblen On-demand-Einsatz geeignet.
Die LVB verfolgen im Sinne einer Modernisierung und Anpassung des ÖPNV sowie der gesamten Mobilität in Leipzig an sich ändernde Rahmenbedingungen und Anforderungen aber dennoch einen Weg, der es erlaubt, neue Möglichkeiten und Technologien in Betracht zu ziehen, zu prüfen und zu erproben.
Bspw. entwickelt die LVB im Forschungsprojekt ABSOLUT im Rahmen eines breit aufgestellten Konsortiums aus Forschung und überwiegend regionaler Wirtschaft die Voraussetzungen für eine Anwendung automatisierter Fahrzeuge im ÖPNV und wird bis 2021 einen Demons-trationsbetrieb auf der Route Messegelände – BMW-Terminal implementieren. Dabei geht es zunächst um vergleichbar kleine Bus-Einheiten, da eine technologische Entwicklung hierfür am ehesten umsetzbar ist und durch einen perspektivischen Ersatz des Fahrers auch ein besonders günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis der neuen Technologie eintritt. Dies soll der LVB auch die Erschließung neuer Kundenpotenziale, insbesondere im Bereich der „letzten Meile“ vom und zum klassischen ÖPNV ermöglichen.
Die Entwicklung einer Automatisierung im Schienenfahrzeugsektor hingegen erscheint nur auf den ersten Blick einfacher. Sobald sich eine Straßenbahn – z. B. im Unterschied zu einer U-Bahn – im öffentlichen Verkehrsraum bewegt, bestehen an Sensorik und Aktorik[1] keine geringeren Anforderungen als beim Bus, auch wenn das Ansteuern einer Lenkung entfällt. Aufgrund fahrdynamisch unvermeidbar längerer Bremswege muss das Umfeld sogar weiter ausgeleuchtet und vor allem interpretiert werden können. Aus den tiefen Einblicken in den Stand der Technik und die Zulassungsverfahren im Projekt ABSOLUT ist bekannt, dass hier noch ein sehr langer Weg technischer Entwicklungen zu beschreiten ist. Zudem besteht im Schienenfahrzeugsektor kein vergleichbarer „Business Case“ wie beim Bus, d. h. die technischen Mehrkosten der Automatisierung werden im Busbereich die Kosten eines Fahrers für übliche 200 Passagiere im Linienbetrieb aufwiegen.
Die LVB verfolgt dennoch auch im Schienenfahrzeugsektor intensiv die Technologietrends am Markt und arbeitet im Branchenverband in Fragen der Automatisierung aktiv mit. Im Rahmen des LVB-Flottenkonzepts wird das Ziel verfolgt, im Zeitraum von 2023 bis 2030 schrittweise verschiedene Stufen von Fahrerassistenzsystemen gemeinsam mit der Industrie zu entwickeln und zu erproben. Erste Umsetzungsmöglichkeiten von (teil-) automatisiertem Fahren werden vorerst allerdings auf begrenzter Infrastruktur, zuerst für technologische Prozesse auf dem Betriebshof, erwartet.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass derzeit weder eine verkehrliche bzw. verkehrswirtschaftliche noch eine technologische Entwicklung erkennbar sind, die eine Umsetzung des im Antrag aufgeführten Prüfauftrags bis 2025 ermöglichen würden. Der Zeithorizont „ab 2040“ ist darüber hinaus zu groß, um seriöse und verlässliche Aussagen bzw. Prognosen zu den technischen Entwicklungen und Antriebsarten zu treffen. Die LVB konzentriert ihre Anstrengungen wie zuvor beschrieben auf die Entwicklung autonomer (Klein-) Busverkehre im Rahmen von ABSOLUT. Auch nach dem Demonstrator in 2021 sind hierfür weitere Entwicklungsschritte nötig, wie z. B. eine über das aufzubauende 5G-Netz operierende Fernsteuerung aus einer Leitstelle heraus, die über ein entsprechendes Anschlussprojekt laufen könnten.
Aus den beschriebenen Gründen empfiehlt die Verwaltung den Alternativvorschlag, im Zuge einer neuerlichen Fortschreibung des Nahverkehrsplans die dann aktuelle technologische Entwicklung zu bewerten und im Rahmen der Konzeptfortschreibung zu berücksichtigen.
[1] Aktorik = Teilgebiet der Antriebstechnik, umfasst allg. das Umwandeln von Signalen in Bewegungen.
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