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Beschlussvorschlag:
Anlässlich des 100. Jahrestages der erfolgreichen Niederschlagung des Kapp-Putsches im März 1920, an der auch die Leipziger Arbeiterbewegung aktiv beteiligt war, wird der Oberbürgermeister beauftragt:
Begründung:
Am 13. März 1920 versuchten reaktionäre Kräfte unter Führung von General Walter von Lüttwitz und dem Ministerialbeamten Wolfgang Kapp, die von Gustav Bauer (SPD) geführte Regierung zu stürzen und die von der Novemberrevolution geschaffene Weimarer Republik zu beseitigen. Im Zuge der erfolgreichen Niederschlagung des Kapp-Putsches - vornehmlich durch den größten Generalstreik der deutschen Geschichte - kam es auch in Leipzig zu schweren Kämpfen, die in der zeitgenössischen Publizistik als „Leipziger Revolutionswoche“ bezeichnet wurden. Bei diesen gewalttätigen Auseinandersetzungen kamen nach offiziellen Polizeiangaben rund 150 Menschen ums Leben, vornehmlich Arbeiterinnen und Arbeiter, die sich an Protestaktionen gegen den Putsch aktiv beteiligt und die noch junge Weimarer Demokratie verteidigt hatten.
Besonders viele Opfer unter den Demonstrierenden (mindestens 15 Tote und 40 Verwundete) kostete ein Feuerüberfall auf dem Augustusplatz am 14. März 1920 („Leipziger Blutsonntag“), der vom Hauptgebäude der Universität (Augusteum) ausging, das von Zeitfreiwilligen besetzt war. Die anschließenden Kämpfe zwischen Zeitfreiwilligen und Reichswehrangehören auf der einen und Arbeitern auf der anderen Seite dauerten noch bis zum 19./20. März an, bis alle Arbeiter entwaffnet waren. Insbesondere die Erstürmung des Volkshauses und die anschließende Brandstiftung durch Reichswehrsoldaten am 19. März blieben dabei noch lange Jahre im historischen Gedächtnis der Leipziger Bevölkerung tief verankert. Das gilt ebenso für die am gleichen Tage stattfindende Beerdigung der ersten sieben Toten, vorwiegend Opfer der Kämpfe auf dem Augustusplatz: der 43-jährige Maurer Adolph Brettschneider, der 48-jährige Gummiarbeiter Louis Gossmann, der 18-jährige Friseurlehrling Arno Herrmann, der 29-jährige Tischler Ferdinand Hübener, der 53-jährige Arbeiter Karl Jänichen und der 42-jährige Revolverdreher Oswald Kempe. An der Trauerfeier auf dem Südfriedhof nahmen über 10.000 Menschen teil. Die Kosten für diese und weitere Beerdigungen der Opfer des Kapp-Putsches trug per Stadtratsbeschluss vom 16. März 1920 die Kommune.
Am Sonntag, dem 19. März 1922, wurde mit einer Feierstunde das bis heute bestehende und von der Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e. V. gepflegte Grabfeld auf dem Südfriedhof mit 38 Gräbern von Opfern der „Leipziger Revolutionswoche“ eingeweiht (Grabfeld Märzgefallene, Südfriedhof, XIX. Abteilung, 2. Gruppe). Dabei wurde auch ein Findling aufgestellt, der folgende Inschrift trägt: „Den gefallenen Kämpfern aus den Kapptagen. Das dankbare Proletariat“. Die Feier selbst begann an diesem Tag mit einer Kundgebung auf dem Augustusplatz. Der anschließende Trauerzug führte mit ca. 70.000 bis 80.000 Teilnehmenden dann zum Südfriedhof, wo auf der anschließenden Gedenkfeier der frühere Vorsitzende des Reichsrätekongresses und Reichstagsabgeordnete Friedrich Seger (USPD) die Festrede hielt.
Auf dem Friedhof Leutzsch wurde vermutlich ebenfalls in den 1920er Jahren für drei gefallene Leutzscher Arbeiter ein Findling mit der Inschrift „Den Revolutionskämpfern März 1920“ aufgestellt, der inzwischen weitgehend von Efeu überwuchert ist.
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